12.11.2025 (16:15 - 17:45 Uhr | Hörsaal N2 Muschel)

I agree?! Feministische Kritiken an Bedingungen des Einwilligens in algorithmisierten Gegenwarten

 

In algorithmisierten Gegenwarten und in durch KI-Technologien geprägten Bildungsinstitutionen treten Praktiken des Einwilligens auf, die Fragen nach Informiertheit, Freiwilligkeit, Dissensfähigkeit und Legitimität in besonderer Weise herausfordern. Die Formel ‹I agree› veranschaulicht ein Verständnis von Konsens, das unter Bedingungen struktureller Machtasymmetrien, institutioneller Vorgaben und technologischer Opazität nicht mehr als bewusste und freie Entscheidung erscheinen kann. Stattdessen wird der vermeintliche Konsens zu einer Rhetorik der Alternativlosigkeit und damit zur impliziten Voraussetzung von Teilhabe.

Der Vortrag basiert auf dem gemeinsam eingeworbenen und durchgeführten RMU-Projekt ArtiFEM und thematisiert diese Konstellationen, indem er den Konsensbegriff theoretisch aufgreift und – im Anschluss an feministische Epistemologien – für erziehungswissenschaftliche Fragestellungen entfaltet. Im Zentrum stehen dabei die Bedingungen von Einwilligung in digitalisierten Bildungsinstitutionen und in algorithmisierten Gegenwarten, die durch Opazität und die Antizipation offener Zukünfte geprägt sind. Der Vortrag schlägt abschließend eine relationale Perspektive vor, die Konsens im Sinne einer response-ability neu fasst und so neue Perspektiven für die erziehungswissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Bedeutung von KI-Technologien für die Mitgestaltung bildungsbezogener Prozesse eröffnet.

 

 

Zu den Vortragenden:

Prof'in Nina Grünberger, PhD, ist Professorin für Pädagogik in der Digitalität an der TU Darmstadt. Dort forscht und lehrt sie zu Fragen von Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Digitalität, Dekolonialisierung der

Medien-/Pädagogik und bildungstheoretischen Fragen im Kontext der Digitalität. Grünberger ist im Vorstand der Sektion Medienpädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) sowie im Beratungsforum der ,Austrian Development Agency‘ (ADA, Teil des Bundesaußenministeriums in Österreich).

 

Prof’in Dr. Julia Koller ist Juniorprofessorin für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Erwachsenenbildung/Weiterbildung an der JGU Mainz. Sie lehrt und forscht zu Fragen der digitalen Transformationen in der Erwachsenenbildung, Steuerung und lernende Organisationen in der Erwachsenenbildung sowie Alphabetisierung und Grundbildung. Koller ist Mitglied der Sektionen Erwachsenenbildung und Organisationspädagogik der DGfE, Mitglied der European Society for Research on the Education of Adults (ESREA) sowie Gründungs- und koordinierendes Mitglied des Netzwerks erwachsenenpädagogische Digitalisierungsforschung (NED)

 

Prof’in Dr. Lilli Riettiens ist Juniorprofessorin für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Theorien der Bildung und Erziehung an der JGU Mainz. Sie lehrt und forscht zu Bildungsprozessen unter Bedingungen

von Digitalität und deren historischen Gewordenheiten. Auf Basis feministischer Epistemologien, postkolonialer Theorien und wissenshistorischer Ansätze nimmt sie Vorstellungen von Optimierbarkeit und A/Normalisierung kritisch in den Blick. Sie ist Mitglied der DGfE (Sektionen: Historische Bildungsforschung, Allgemeine Erziehungswissenschaft), der International Standing Conference for the History of Education (ISCHE) sowie Gutachterin für zahlreiche (inter-)nationale Journals und Konferenzen.